Der Mensch besteht aus Zellen, die die Organe, Knochen und alle weiteren Bestandteile formen. So lehrt es uns die Biologie. Das Denken besteht aus elektrischen Impulsen, die von Nerven weitergeleitet werden, so die Physik. Und erst der einzigartige chemische Cocktail, der durch unsere Blutgefäße strömt, sorgt überhaupt dafür, dass wir leben können. „Wozu brauchen wir dann noch die Theorien der Philosophie?“, mag man sich fragen.
Die Philosophie diskutiert Fragen, die die Naturwissenschaften nicht beantworten können – oder liefert wertvolle Gedankenanstöße, um neue Felder zu erforschen. Denn was genau der Mensch in definitorischer Hinsicht ist, ab wann der Mensch ein Mensch ist, wie er Wissen erlangt und wie ein ethischer Umgang mit Menschen erreicht wird, damit befasst sich die „Liebe zur Weisheit“, wie die Philosophie übersetzt heißt.
Als Ersatzfach für den Religionsunterricht behandelt der Philosophieunterricht aktuelle, historische und fächerübergreifende Fragestellungen, die der berühmte Philosoph Immanuel Kant in den vier Fragen „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“, „Was darf ich hoffen?“ und „Was ist der Mensch?“ als zentrale Themen zusammenfasste.
So befasst sich der Unterricht in der Sekundarstufe I, dort „Praktische Philosophie“ genannt, insbesondere mit lebenspraktischen Problemen und Fragen, unter anderem: Was ist moralisches Verhalten? Wie soll ich mit meinen Mitmenschen umgehen? Wer bin ich in Abgrenzung zu anderen Menschen? Welches Weltbild vermitteln die Religionen? Was ist Gewalt und wie kommt sie zustande? Eine multiperspektivische und interdisziplinäre Auseinandersetzung mit verschiedenen Meinungen, Theorien und Ideen sowie konkrete Anwendungsfälle und Kooperationen mit schulexternen Einrichtungen helfen den Lernenden, sich zu weltoffenen, reflektierten und argumentativ fundierten Jugendlichen und Erwachsenen zu entwickeln.
In der Sekundarstufe II werden viele der in der Sekundarstufe I behandelten Themen vertieft und durch sich kontrastierende Modelle und Theorien reflektierend und diskursiv aufgearbeitet. Zusätzlich liegt ein starker Fokus auf der theoretischen Philosophie, welche sich auf das Sein und das Wesen unserer Welt bezieht. Sie behandelt unter anderem die Fragen nach dem Sein und der Erkenntnis, der Wissenschafts- und Naturphilosophie sowie der Logik. Auch existenzielle Fragen der Metaphysik (Was ist die Seele und wo ist sie zu finden? Leben wir in einer Simulation?) werden aufgeworfen.
Ziel des Faches in allen Jahrgangsstufen ist die Entwicklung einer Diskurs- und Argumentationsfähigkeit, die Förderung und Optimierung schriftlicher Auseinandersetzungen mit komplexen Themen, das Reflektieren der eigenen Lebenseinstellung und des eigenen Lebensentwurfs im Kontrast zu denen anderer Menschen sowie ein bewusstes Handeln als weltoffenes Individuum in einer multikulturellen Gesellschaft. Die erworbenen Kompetenzen sind begehrte Fähigkeiten im Studium und Arbeitsleben – eine ethisch-argumentative Abwägung und Bewertung von Entscheidungen ist zum Beispiel insbesondere in Zeiten internationaler Krisen und Pandemien nie bedeutsamer gewesen.
Schulinterne Lehrpläne
Philosophieunterricht in der Sekundarstufe I
Lehrplan Praktische Philosophie Sek I Übersicht
Lehrplan Praktische Philosophie Jg. 5–6
Lehrplan Praktische Philosophie Jg. 7–8
Lehrplan Praktische Philosophie Jg. 9–10
Philosophieunterricht in der Sekundarstufe II
Leistungsbewertungskonzept
Leistungsbewertungskonzept Philosophie